Die besten Fußballer der Welt sind komplette Ausnahmeathleten
Der 800-Meter-Lauf Spezialist Robin Schembera spricht über sein Training als Leichtathlet, den Vergleich zum Fußball und Top-Spieler wie Messi, Ronaldo und Ibrahimovic.
Robin Schembera begann seine Karriere als Profi-Leichtathlet im Alter von 14 Jahren als er von seinem Geburtsort Halle an der Saale nach Leverkusen zum TSV Bayer 04 wechselte. Bereits kurze Zeit später belegte er den 6. Platz bei der U18 Weltmeisterschaft in Marrakesch. Mit seinem Training entwickelte er sich konstant weiter, bis er schließlich an der Weltspitze stand. Insgesamt erzielte er in seiner Karriere 10 deutsche Meistertitel, einen Jugendhallenrekord und wurde Junioreneuropameister.
Für OVATIME war Robin während der Erstellung der Trainingspläne ein wichtiger Partner, der wertvolle Tipps zu Trainingsübungen und -belastung beisteuerte.
Robin, du hast deine Karriere im Sommer 2018 beendet. Woran denkst du besonders gern zurück?
Ich schaue demütig und dankbar auf meine Karriere als Leistungssportler zurück. Die Zeit, die ich mit fremden Menschen unterschiedlicher Kulturen verbringen durfte, die später zu guten Freunden und Wegbegleitern wurden, möchte ich nicht missen. Generell hat mich der Sport charakterlich unfassbar geprägt und sozialisiert. Disziplin, Wille, Motivation, Reflektion, Toleranz und Teamplay sind Werte, die man nirgends so intensiv vermittelt bekommt wie im Sport.
7x Deutscher Meister über 800m. Respekt! Deine Lieblingsstrecke?
Ja, auf jeden Fall! Die Distanz liegt mir einfach und ich finde den 800-Meter-Lauf super spannend. Er ist so wahnsinnig schnell und die kürzeste Disziplin, die nicht mehr in Bahnen gelaufen wird. Somit muss man sich oft intensiv körperlich durchsetzen. Nur mit Disziplin im Training kann man im Rennen den Zweikampf gewinnen – Mann gegen Mann. Und genau hier wird der Zuschauer innerhalb von 2 Minuten komplett abgeholt. Die Stimmung und Energie bei Deutschen Meisterschaften oder internationalen Wettkämpfen werde ich nie vergessen.
Wie war dein Training aufgebaut?
Eine typische Trainingswoche bestand bei mir aus 12-14 Einheiten, die jeweils bis zu 2 ½ Stunden dauerten. Aufgeteilt wurden diese Einheiten in Ausdauer, Sprint, Sprung, Koordination und Kraft, da ich als 800-Meter-Läufer sehr flexibel sein musste.
Ausnahmen stellten die Jahre dar, in denen wir uns auf große Saisonhighlights, wie die Olympischen Spiele oder Welt- und Europameisterschaften vorbereiteten. Dann ging es mit der kompletten deutschen Nationalmannschaft dreimal im Jahr in ein vierwöchiges Höhentrainingslager.
In Bezug auf die Belastungssteuerung also ganz anders als im Fußball. Die Vorbereitung wird auf einen Jahreshöhepunkt abgestimmt. Ein langfristiger Aufbau der körperlichen Fitness ist leichter möglich. Im Fußball hingegen muss dasselbe Level über eine gesamte Saison, also fast ein ganzes Jahr, gehalten werden.
Bist du selber auch fußballbegeistert?
Ich habe schon als kleiner Junge selbst gerne Fußball gespielt und die Bundesliga im Fernsehen verfolgt. Heute schaue ich immer noch gerne Spiele der Top-Ligen in Europa oder der Champions League.
In meiner Zeit als Schüler des Landrat-Lucas-Gymnasiums in Leverkusen (Eliteschule des Sports) lernte ich einige Spieler von Bayer 04 Leverkusen auch besser kennen. Manchmal trainierten wir gemeinsam oder verbrachten unsere Freizeit zusammen. Aus diesem Austausch habe ich sehr viel gelernt.
Was denkst du über das Leistungspotential von Fußballern?
Generell glaube ich, dass viele Fußballer athletisch nicht ihr volles Potential ausschöpfen, da sie sich zu wenig auf diesem Bereich konzentrieren.
Während meiner Zeit in Leverkusen habe ich mich oft gewundert welche Spieler plötzlich bei den Profis auftauchten und sich dort auch durchsetzten. Andere Spieler wurden aufgrund ihrer Technik als Talente hochgejubelt, konnten sich dann aber bei den Profis nicht behaupten, da sie körperliche Defizite hatten. Das hört man ja häufiger. Ich persönlich finde das wirklich sehr schade, da das fußballerische Potential vorhanden gewesen wäre und die Defizite mit einem gezielten Training ausgeglichen werden könnten.
Wo siehst du die Trainingsunterschiede zwischen Leichtathletik und Fußball?
Es gibt meiner Meinung nach zwei große Unterschiede zwischen den reinen Laufdisziplinen der Leichtathletik und dem Fußball.
Erstens sind wir Leichtathleten im Wettkampf auf uns allein gestellt. Der Fußballer ist immer abhängig von seinen Teamkollegen. Daher muss jeder Leichtathlet alles aus seinem Körper herausholen, um erfolgreich zu sein. Die körperliche Leistungsfähigkeit spielt in der Leichtathletik die bedeutendere Rolle.
Zweitens sind im Fußball die technischen und taktischen Elemente entscheidender.
Als wie wichtig erachtest du zusätzliches Athletiktraining im Fußball?
Es kommt darauf an, was das Ziel ist. Einige Fußballer vernachlässigen die körperliche Fitness vielleicht, weil sie sich auf ihre Technik und ihr Spielverständnis verlassen. Wer aber das Maximum aus sich herausholen will muss auch im athletischen Bereich 100% seines Potenzials abrufen. Das gilt denke ich auch für Fußballer. Wenn man sich die besten Spieler der Welt, wie zum Beispiel Lionel Messi, Cristiano Ronaldo oder auch Zlatan Ibrahimovic, ansieht wird schnell deutlich, dass jeder von ihnen neben seiner fußballerischen Qualität auch ein Ausnahmeathlet ist.
Du warst an der Entwicklung der Trainingspläne von OVATIME beteiligt und hast deine Erfahrung einfließen lassen. Was hältst du von der Trainingsmethode?
Ich durfte die Testversion von OVATIME schon nutzen und bin überzeugt, dass die zusätzlichen Trainingseinheiten jeden Spieler verbessern können. Es sind viele leichtathletische Elemente vorhanden, die ich auch aus meinem Training kenne und weiß wie wirkungsvoll sie sind. Entscheidend ist aber, dass OVATIME viele fußballspezifische Lauf-, Kraft- und Sprungübungen mit Richtungs- und Tempowechseln vereint, die dem Fußballspiel sehr nahe kommen.
zurück